Am 10. April habe ich morgens gespannt darauf gewartet, dass der Apple Store seine Bestelltore für die Apple Watch® öffnet. Kurz nach neun habe ich mein Exemplar vorbestellt und gehöre nun zu den glücklichen, die gleich am 24.04.2015 ihre Apple Watch erhalten haben.
Vormittags wurde sie geliefert und bis in den Abend musste ich mich gedulden, aber dann ging es ans Einrichten. Ich hatte vorher schon alles dazu gehört und gelesen, was mir zwischen die Finger kam, so dass ich ungefähr wusste, was mich erwartet. Besonders empfehlenswert finde ich die Guided Tour Videos von Apple und einige der Reviews aus dem Netz. Es gab so auch keine Überraschungen und nach einer guten Stunde, war die Uhr ausgepackt und eingerichtet. Für die Einrichtung kann ich nur den Tipp mitgeben: Nicht automatisch alle verfügbaren Apps installieren lassen! Schon gar nicht, wenn man auf dem iPhone sehr viele Apps hat. Die Apple Watch App ist (noch) nicht wirklich gut geeignet, um viele Apps zu verwalten und das ist Ärger, den man sich ersparen kann.

Was mich trotz Anprobetermin überrascht hat, ist wie bequem die Uhr und das Sportarmband im Dauereinsatz ist. Ich habe gedacht, dass ich mehrere Tage Eingewöhnung brauche, aber tatsächlich fand ich nur die erste Woche beim Anziehen ca. 5 Minuten den Glaskörper mit den Sensoren auf der Haut lästig und danach spürte ich die Uhr nicht mehr. Inzwischen gehört sie einfach dazu. Sie ist super bequem und fühlt sich leichter an, als meine anderen Uhren, obwohl sie die schwerste ist, die ich besitze. Ich vermute, das liegt daran, dass ich sie enger trage. Aber besonders das Sportarmband hat mich positiv überrascht. Da gibt es kein Schwitzgefühl, da fängt nichts an zu jucken.
Was mich genauso wie der Tragekomfort überrascht hat, ist die Akkuleistung. Ich habe bisher den Akku nicht ein Mal leer bekommen. Wenn ich ins Bett gehe, ist er immer noch bei ca. 40% Kapazität gewesen. Dabei schaue ich regelmäßig tagsüber auf die Uhr, benutze die Checks und ab und an die Benachrichtigungen und mache ein 30 Minuten Workout pro Tag (da futtert der Herzfrequenzmesser mehr Akku). Ich benutze allerdings wenige Apps und lese auch kaum auf der Uhr. Wenn man hier aktiver ist, reicht der Akku vermutlich nicht so lange, aber zu meinem Nutzungsverhalten passt das prima.
Was ich wirklich mag
- Die Checks (engl. Glances) sind für mich das beste. Hier bewege ich mich die meiste Zeit und öffne nur sehr selten die dazugehörigen Apps. Selbst meine Bank hat nachgelegt und ich kann nun schnell meinen Kontostand am Handgelenk nachschauen.
- Einen Timer am Handgelenk zu haben, ist einfach nur nützlich. Beim Teekochen zum Beispiel. Und da bekommt dann auch Siri endlich einen Sinn für mich, nachdem ich mich auf dem iPhone nie so richtig mit ihr anfreunden konnte. Hand gehoben, Uhr aktiviert und „Hey Siri, stell’ den Timer auf 3 Minuten“ gesagt — drei Minuten später tippt die Taptic Engine auf das Handgelenk und der Tee ist fertig.
- Generell ist der Alarm via Tippen tagsüber sehr schön dezent. Da klingelt kein Handyton und da brummt auch kein Vibrationsalarm. Bisher noch kein einziges Mal ein Sitznachbar einen Alarm mitbekommen (ich habe aber auch alle Töne an der Uhr ausgestellt).
Was ich nicht so überzeugend finde
- Die Zifferblätter sind entweder übervoll oder stark eingeschränkt. Ich habe eine gefunden (“modular”), mit der ich zufrieden bin, aber es ist nicht meine erste Wahl. Die Einschränkungen bei an sich schönen Zifferblättern wie “solar” oder “motion” wirken nicht so richtig durchdacht und mache sie für mich damit nutzlos.
- Die Verbindung mit dem iPhone läuft über Bluetooth. Das hat zwei Nachteile. Zum einen braucht nun auch mein iPhone mehr Strom, denn dort war Bluetooth vorher meistens deaktiviert. Zum anderen schränkt es die Reichweite einiger Funktionalitäten der Uhr ein, wenn das iPhone z.B. am anderen Ende der Wohnung oder in einem anderen Stockwerk liegt. Im Büro habe ich es oft in einer Schreibtischschublade liegen. Im Nachbarraum mit zwei geschlossenen Türen dazwischen geht dann nichts mehr. Aber die Reichweite ist für Bluetooth an sich gut und besser als z.B. zwischen iPhone mit den Beats by Dr. Dre Studio Wireless*
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- Die Benachrichtigungen sind eigentlich ganz praktisch. Es kommen alle vom iPhone an. Man kann die Einstellungen von dort übernehmen und dann pro App für die Apple Watch feinjustieren. Ich hatte schon auf dem iPhone ein bisschen Mühe in die Einstellung der Benachrichtigungen gesteckt, so dass ich hier mit dem Standard auch auf der Uhr spontan ganz zufrieden bin. Was aber bei der Apple Watch wirklich fehlt, ist die Möglichkeit, sich nur in bestimmten Situationen benachrichtigen zu lassen, z.B. wenn eine Mail von einem bestimmten Empfänger ankommt. Hier ist für das nächste Software-Update Potential nach oben. Ein weiterer Punkt ist, dass auch Benachrichtigungen ankommen, mit denen man auf der Apple Watch nichts anfangen kann. So z.B. bei Threema. Ich sehe zwar, dass ich eine Nachricht bekommen habe und von wem, aber ich kann die Nachricht nicht anzeigen. Ich weiß zwar, dass das an Threema liegt und nicht an der Apple Watch, aber es ist von der Usability her trotzdem nicht schön.

Wo noch reichlich Luft nach oben ist
Was ich ebenfalls gut finde, aber wo aus meiner Sicht noch wirklich viel Luft nach oben ist, sind die Apps Aktivität und Workout. Hier fehlt mir bei der App Aktivität vor allem die Transparenz, wie es funktioniert. Übersichten oder Auswertungen über Zeiträume oder bestimmte Aspekte des Trainings gibt es de facto gar nicht — auch nicht in der zugehörigen Workout-App auf dem iPhone. Die Workouts verstecken sich in den Details der einzelnen Tage. Das ist zwar okay, aber man kommt nicht drumherum weiterhin eine andere App zusätzlich zu benutzen, wenn man auch mal sehen möchte, ob man z.B. in den letzten Monaten schneller geworden ist. Trotzdem finde ich die Apps praktisch und nutze sie täglich. Ich werde dazu in einem anderen Post weiter ins Detail gehen, was mich stört und was ich mag und wie ich derzeit damit arbeite.
Eins, was ich schon sicher sagen kann, was ich auf der Uhr nicht mache, ist lesen. Keine Mails, keine News. Dafür ist die Armhaltung zu unbequem. Bei Mails finde ich nett, dass ich den Betreff und die ersten Zeilen sehe und dann entscheiden kann, ob ich auf das iPhone wechsele, wenn die Mail interessant ist. Für News habe ich zwei Apps von Zeitungen ausprobiert und schnell festgestellt: durch die Headlines scrollen — ja, in einen Artikel reinlesen — nein. Daher sind die beiden Apps wieder deinstalliert worden. Lesen tue ich auf meinen anderen Gerätschaften, aber nicht auf der Apple Watch.
Alles in allem kann ich sagen, dass ich mich zwar sehr auf die Apple Watch gefreut habe, aber mir meine ersten Tage damit trotzdem viel schwieriger vorgestellt hatte. Die Apple Watch gehörte schon nach zwei Tagen komplett zu meinem Alltag und ich möchte sie nicht wieder hergeben.
Ein Gedanke zu „14 Tage mit der Apple Watch — ein Review“