Wegen eines Plugins, für das ich gerne eine Übersetzung hätte oder auch machen würde, hatte ich schon vor einigen Wochen angefangen, mich mit Plugin-Übersetzung bei WordPress zu beschäftigen. Keine einfache Sache, durch alle Links, Handbücher, Glossare etc. durchzusteigen, wenn man wie ich noch keinerlei Kontakt mit dem Übersetzen von WordPress hatte. Auch die Oberfläche von Glotpress ist nicht gerade selbsterklärend. Daher kam mir der Global Translation Day gerade recht.
Plugin-Übersetzung, 1. Versuch
Mein erster Versuch war nun besagtes Plugin, das das Interesse bei mir ausgelöst hatte. Auf der Plugin-Seite gibt es zwar einen Button „Translate plugin“. Wenn man den aber anklickt, kommt man auf eine Seite, die einfach nur sagt: „Not found“. Sonst nichts. Kein warum, kein was man nun tun kann. Nichts. Warum es den Button auf der Plugin-Seite gibt, erschliesst sich mir bisher nicht.
Ich stellte die Frage nach dem fehlenden Plugin im Slack-Channel während des Contributor-Day vom Wordcamp Nürnberg. Das brachte mich aber kein Stück weiter. Wenn das Plugin grundsätzlich für Lokalisation ausgelegt sei (was es meiner Meinung nach ist), dann würde es beim nächsten Commit des Autors automatisch in Glotpress auftauchen. So die Antwort. Da das Plugin zwar nicht gerade eben erst, aber zuletzt vor acht Monaten aktualisiert wurde, hätte es eigentlich als Übersetzungsprojekt bereits da sein müssen. Aber gut, da hatte ich wohl einfach Pech gehabt. Ambitionen mir hier weiterzuhelfen oder das Prozedere zu erklären, hatte in dem Slack-Channel niemand. Virtuelles Achselzucken. Die Kommunikation schien offensichtlich eher persönlich in Nürnberg vor Ort stattzufinden und eben nicht online.
Plugin-Übersetzung, 2. Versuch
Nun hatte ich aber grundsätzlich Gefallen an der Sache mit dem Übersetzen und der Beteiligung an einem OpenSource Projekt gefunden. Daher suchte ich mir das nächste Plugin — Edit Flow. Hier war gerade nach Jahren eine neue Version mit frischer deutscher Übersetzung erschienen, bei der ich ein paar Fehler gesehen hatte. Ein Blick in das Glotpress-Projekt zeigte aber, dass die in meinem Backend zu etwa 80–90% vollständige und wirklich schöne deutsche Übersetzung bei Glotpress gerade mal einen Stand von 9% hatte. Faktor 10 Unterschied! Das verstand ich nicht und stellte die Frage (wieder im Slack-Channel) am Global Translation Day — und war und bin immer noch entsetzt über die Antwort.
Sinngemäß ist das nämlich folgendes: Die Übersetzungen der Plugin-Entwickler werden nicht — gar nicht — in den Übersetzungsprojekten berücksichtigt. Dort wird bei allen Plugins bei Null angefangen, sofern sich nicht jemand findet, der die vorliegende Übersetzung hochlädt. Die Frage, wer das hochladen kann, bekam ich leider im Slack-Channel nicht beantwortet. Ich vermute aber, dass es nur die Global Translation Editors sind. Da ich eine andere Konversation im Slack Channel zu einer Frage nach der formellen deutschen Übersetzung mitverfolgt habe, scheint das Hochladen ganzer Übersetzungsdatensätze aus Angst vor maschinellen Übersetzungen generell nicht gewünscht zu sein.
Doppelte Arbeit, schlimmstenfalls mit Verschlechterung der Qualität
Soweit so gut. Dann macht man halt in dem Übersetzungsprojekt bei WordPress doppelte Arbeit. Ich muss mich ja nicht beteiligten. Besorgniserregend finde ich aber, dass die Übersetzung eines Plugins aus Glotpress, wenn sie vollständig ist, mit dem nächsten Übersetzungspaket ausgespielt wird und schlimmstenfalls eine gute Übersetzung des Entwicklers mit einer mittelmäßigen aus der Community überschreibt. Keine Frage, dass Übersetzungen aus der Community langfristig qualitativ eine gute Sache sind. Aber gerade am Anfang und vermutlich bei Plugins, die nicht so verbreitet sind auch dauerhaft, wird die Qualität der Übersetzung erstmal sinken.
Eine Gefahr sehe ich besonders bei Plugins mit speziellen Funktionen und fachspezifischem Vokabular, bei denen der Übersetzer unbedingt das Fachvokabular in Ausgangs- und Zielsprache kennen sollte. Hier wird es eine Übergangszeit geben, in denen die Community-Übersetzung erstmal bestenfalls mittelmäßig sein wird. Die Freigabe-Zeiten, die ich am Global Translation Day mitverfolgt habe, können eigentlich keine fachliche Prüfung der Übersetzung erlauben, sondern nur ein grobes Durchschauen sein, ob die Vorgaben aus dem Handbuch an sich beachtet wurden.
Zusätzlich besteht aus meiner Sicht eine weitere Gefahr bei Plugins und Themes, die in der Basis-Version kostenlos sind, aber mit bezahlten Addons erweitert werden können. Hier befürchte ich, dass die Übersetzungen der freien Version im Repository und den bezahlten Addons auseinander laufen. Ich als Nutzer habe dann womöglich in einem Plugin oder Theme plötzlich unterschiedliches Vokabular für die gleichen Dinge. Ich denke da zB an das Theme „GeneratePress“, das über ein Plugin erweitert werden kann. Das Plugin erweitert aber im Grunde genommen nur den Theme-Customizer, ist also direkt in die Oberfläche des kostenlosen Themes integriert.
Mein Enthusiasmus mitzuwirken kühlte am Global Translation Day vollständig ab. Ich engagiere mich gerne, aber nicht um nur aus Prinzip eine Arbeit zu tun, die andere bereits gut oder sogar besser getan haben. Was ich zusätzlich befremdlich fand, war die Antwort auf meine Frage, wie es denn mit den Credits für den ursprünglichen Übersetzer eines Plugins sei, wenn eine Übersetzungsdatei nach Glotpress hochgeladen würde. Gar nichts. Er wird dort nicht genannt, war die Antwort. Wenn man bedenkt, dass jeder, der auch nur einen winzigen String übersetzt hat, auf der Seite des Übersetzungsprojektes namentlich gelistet wird, finde ich das unfair gegenüber denen, die gute Übersetzungsarbeit geleistet haben.
Fazit
Mein Fazit des Global Translation Day war daher, dass ich alle meine WordPress-Installationen auf Englisch umgestellt habe. Das werde ich auch sicherheitshalber so lassen, bis sich das Übersetzungsthema bei WordPress in — ich schätze mal etwa 2 Jahren — eingependelt haben wird.
#WPTranslationDay Fazit 4: When it comes to software UI my preferred language is still English.
— Geeky Organizer (@geekyorganizer) April 24, 2016
Beteiligen werde ich mich an den Übersetzungen vorläufig nicht. Ich arbeite gerne an einem Open Source Projekt mit, aber nicht, wenn man sich dort aus Prinzip doppelte Arbeit macht.
Außerdem ist Beteiligen von remote schwierig, denn es scheint zu gelten: Klar, alle können von überall aus remote mitmachen, am besten vor Ort bei einer Contributor-Veranstaltung. Der Slack-Channel war gerade von remote nach meinen Erfahrungen kein geeigneter Kommunikationskanal zum Einsteigen.
Wer sich trotzdem für’s Übersetzen von WordPress interessiert, findet in der Podcast-Folge PW010 vom Presswerk eine gute Übersicht.